Seit Herbst 2020 beschäftigt sich der Paritätische in Bayern mit der Aufklärung von sexualisierter Gewalt und Misshandlungen im ehemaligen Kinderheim „Haus Maffei“ in Feldafing in den 1960er- und 70er-Jahren. Nach Abschluss einer Vorstudie ist nun eine vertiefte und umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung mit einer umfangreichen Hauptstudie gestartet.
Den Aufarbeitungsprozess steuert ein Beirat, der aus sechs unabhängigen Expert*innen und drei Vertreter*innen des Verbands besteht. Der Beirat hat sich in einem komplexen Vergabeverfahren am Votum der beteiligten Betroffenen orientiert und sich für die Vergabe der Hauptstudie an das Institut für Soziale Arbeit e.V. in Kooperation mit der SOCLES International Centre for Socio-Legal Studies gGmbH entschieden.
Die beiden Institute haben vor kurzem mit der Arbeit an der Erstellung der wissenschaftlichen Hauptstudie begonnen. Historisch untersucht und aufgearbeitet werden sexualisierte Gewalt und Misshandlungen im ehemaligen Kinderheim „Haus Maffei“ in den 1960er Jahren. Nach der Schließung des Kinderheims in Feldafing im Jahr 1972 wurden viele der Kinder in der neu eröffneten Einrichtung des Paritätischen, im „Heilpädagogischen Zentrum Lohhof“ in Unterschleißheim, weiter betreut. Zwar gibt es bisher keine Hinweise, ob es auch in dieser Einrichtung zu sexualisierter Gewalt und Misshandlungen gekommen ist. Trotzdem werden beide Einrichtungen, die damals in Trägerschaft des Paritätischen Bayern standen, in die Untersuchung mit einbezogen.
„Wir wollen und brauchen eine umfassende Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt und Misshandlungen“, betont Vorständin Margit Berndl. „Daher schauen wir auch dort genau hin, wo bisher keine Vorwürfe im Raum stehen. Es geht darum, heute konsequent die Verantwortung für die damaligen Taten in ehemaligen Einrichtungen unseres Verbands zu übernehmen.“ Sigrun Broßardt, die Vorsitzende des Beirats, betont ebenfalls die Verpflichtung einer umfassenden Aufklärung. „Der Beirat erwartet von der Hauptstudie, dass Taten und Umstände erlittenen Unrechts von den Forscher*innen umfassend untersucht werden. Das erwarten auch die Betroffenen.“
Die Studie wird circa zwei Jahre in Anspruch nehmen. Die Ergebnisse werden den Betroffenen und der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Wissenschaftler*innen forschen und arbeiten unabhängig, der Paritätische in Bayern nimmt keinen Einfluss auf die Erstellung der wissenschaftlichen Hauptstudie. „Unabhängigkeit ist für uns zentral,“ betont Dr. Thomas Meysen (SOCLES) und Prof. Dr. Christian Schrapper (Institut für Soziale Arbeit e.V.) ergänzt: „Wir wollen Betroffene und Zeitzeugen unterstützen, das zu erzählen, was sie erlebt haben. So, wie sie es erzählen wollen und so wie sie es öffentlich machen wollen – oder auch nicht – das wird für uns der Maßstab sein.“
Im Rahmen der Hauptstudie suchen die beiden Forschungsinstitute nach weiteren Betroffenen, deren Angehörigen und Zeitzeug*innen. Alle Gespräche finden in einem geschützten Rahmen statt.
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Institut für Soziale Arbeit e.V.
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Über den Stand der Aufarbeitung informieren wir laufend auf unserer Webseite: www.aufarbeitung-paritaet-bayern.de