Pflegebedürftigkeit ist inzwischen ein echtes Armutsrisiko geworden: Immer weniger Menschen können sich die eigene Pflege leisten. Ein breites Bündnis aus Sozial-, Wohlfahrts- und Pflegeverbänden sowie Gewerkschaften fordert deshalb den Umbau der Pflegeversicherung zu einer solidarischen Vollversicherung.
„Ich bin dort daheim, wo ich in Würde leben und alt werden kann.“
In den eigenen vier Wänden alt werden und in Würde leben bis zum Schluss – das wünschen sich viele Menschen. Solange man fit ist und sich selbst versorgen kann, passt alles. Doch sobald ein Mensch auf Hilfe angewiesen ist oder pflegebedürftig wird, stehen viele Betroffene, ihre Familien, Freunde und Bekannte vor großen Problemen.
In unserer älter werdenden Gesellschaft ist die Sicherung von Versorgung und Pflege eine zentrale Herausforderung. Bereits heute fehlen Fach- und Arbeitskräfte und bedarfsgerechte Angebote wie zum Beispiel hauswirtschaftliche Unterstützung sowie niedrigschwellige Hilfs-, Betreuungs- und Pflegeangebote. Pflegende Angehörige sind überlastet und sehen sich allein gelassen. Gleichzeitig können sich immer weniger Menschen die eigene Pflege leisten. Und die Nachfrage nach Unterstützungs- und Pflegeleistungen wird in den kommenden Jahren noch steigen!
Jeder Mensch hat das Recht, in Würde zu leben – auch im Alter oder bei Pflegebedürftigkeit. Ein „Weiter so“ in der Pflege ist keine Lösung. Wir brauchen einen Masterplan, der Pflege neu denkt: von ihrer Finanzierung über Versorgungskonzepte vor Ort bis hin zu zeitpolitischen Maßnahmen, die Familien und Angehörige entlasten.
WIR fordern:
- eine solidarische Pflegevollversicherung, die alle pflegebedingten Kosten übernimmt, unabhängig davon, ob es sich um stationäre, teilstationäre oder ambulante Pflege handelt
- eine nachhaltige und flächendeckende Sozial- und Pflegeplanung als kommunale Pflichtaufgabe
- eine engmaschige Verzahnung von etablierten Strukturen und die kooperative Abstimmung von Angeboten, um eine lückenlose Versorgung zu gewährleisten
- die Einbindung und Förderung von Einrichtungen und Diensten vor Ort, die sozialräumlich und partizipativ arbeiten, wie zum Beispiel Nachbarschaftshilfen und -treffs, Fachstellen, Alten- und Servicezentren sowie Mehrgenerationenhäuser
- eine digitale Infrastrukturentwicklung, insbesondere den Ausbau von smarten Kommunen, Haushalten und Kommunikationswegen sowie flächendeckende Glasfaserverkabelung, damit Menschen so lange und so selbstbestimmt wie möglich zu Hause wohnen können
- die Förderung und Stärkung von sorgenden Gemeinschaften in den Regionen sowie sozial-, zeit- und arbeitspolitische Konzepte, um die nachhaltige Einbindung und Unterstützung durch An- und Zugehörige und ehrenamtlich Engagierte zu ermöglichen