FAQs Selbsthilfe - Häufig gestellte Fragen
Was ist Selbsthilfe?
Engagement in der Selbsthilfe bedeutet ein Geben und Nehmen und das Teilen von Wissen und Erfahrungen. Jeder trägt seinen Teil bei, damit ein Netz ensteht, das viele trägt und vielen weiterhilft.
Menschen, die in der Selbsthilfe aktiv sind, organisieren sich in Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen.
In Selbsthilfegruppen kann man
- Menschen kennenlernen, den es genauso geht, die zum Beispiel die gleiche Krankheit haben
- sich über die Krankheit oder das Problem, das einen mit den anderen Menschen verbindet, austauschen
- lernen, dass man mit der Krankheit oder dem Problem nicht allein ist
- sich gegenseitig unterstützen
- Informationen und Erfahrungen teilen und voneinander lernen
- Strategien entwickeln, um mit dem Problem besser umzugehen oder es zu bewältigen
- lernen, das Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen
Viele Selbsthilfegruppen machen auch Öffentlichkeitsarbeit zu ihrem Thema und vertreten die Interessen ihrer Mitglieder.
Selbsthilfeorganisationen sind Vereine von betroffenen Menschen. Sie schließen sich auf Landes- oder Bundesebene zu Verbänden zusammen, um die Interessen ihrer Mitglieder besser vertreten zu können.
Welche Selbsthilfegruppen gibt es?
In Bayern gibt es Selbsthilfegruppen zu mehr als 900 Themen.
In der Gesundheitsselbsthilfe findet man Gruppen zu vielen chronischen Erkrankungen und Behinderungen von Allergie bis Zöliakie.
Die soziale Selbsthilfe und die selbstorganisierten Initiativen sind so bunt wie ihre Themen: von A wie Arbeitslos bis Wohnen oder Zwillingseltern finden sich viele Möglichkeiten, aktiv für sich und andere zu werden. Dahinter verbergen sich unter anderem Gruppen
- Alleinerziehender
- Gendergruppen
- Initiativen von und mit Migrantinnen und Migranten
- Mitmachgruppen zu ökologischen Themen, Nachhaltigkeit, Tauschen und Sharen
- Stadtteil- und Wohnviertelgruppen
Kostet die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe etwas?
Die Teilnahme an Gruppentreffen ist in der Regel kostenfrei. Manche Gruppen müssen zum Beispiel Raummiete bezahlen und bitten ihre Mitglieder deshalb um Spenden.
Selbsthilfeverbände, die Beratungsleistungen anbieten oder Publikationen veröffentlichen, erheben einen Jahresbeitrag für die Mitgliedschaft.
Wie finde ich eine Selbsthilfegruppe?
Am einfachsten ist es, sich an die nächstgelegene Selbsthilfekontaktstelle zu wenden. Selbsthilfekontaktstellen beraten zu Themen der Selbsthilfe und unterstützten Sie bei der Suche nach einer Selbsthilfegruppe.
Sie wissen nicht, wo die nächste Selbsthilfekontaktstelle ist? Die Kontaktstellen des Paritätischen in Bayern helfen Ihnen gerne weiter.
Selbsthilfeunterstützungsstelle Bayreuth
KISS Regensburg Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe
Selbsthilfekontaktstelle Würzburg
Organisationen aus der Selbsthilfe zu spezifischen Erkrankungen, Behinderungen oder sozialen Anliegen finden Sie auf unseren Internetseiten unter Hilfe und Angebote. Bitte wählen Sie in der Suchmaske unter Thema "Selbsthilfe" aus.
Wie läuft ein Gruppentreffen ab?
So bunt wie die Themen der Selbsthilfe, so unterschiedlich sind die Gruppentreffen.
Ob Erfahrungsaustausch, gemeinsame Aktivitäten, Vorträge, Arbeit mit Übungsmaterial, Entspannungsübungen, Sport und Gymnastik, Besuche von Kliniken oder Projekten: keine Gruppe ist wie die andere!
Das Vorurteil, Selbsthilfegruppe = Stuhlkreis, trifft in vielen Fällen nicht zu.
Können sich Betroffene gegenseitig helfen? Zieht das nicht noch mehr runter?
In einer Selbsthilfegruppe treffen sich Menschen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und nach Lösungen für ihr Problem suchen wollen. Sie kommen freiwillig und nicht, weil sie eine Verordnung oder ein Rezept vom Arzt haben.
Zu sehen und zu hören, dass andere Menschen ähnliche Probleme haben, entlastet und erleichtert. "Ich habe das Gefühl, nicht alleine zu sein!", ist ein Satz, den man oft von Menschen in Selbsthilfegruppen hört. Dieses Erlebnis verringert Gefühle wie Scham, Scheu und Angst vor Stigmatisierung und stiftet Sinn und Hoffnung.
"Jammergruppen" verlieren meist schnell ihre Mitglieder und lösen sich deshalb auch schnell wieder auf.
Wie kann der Austausch mit anderen entlasten und bereichern?
Wer sich verstanden fühlt, braucht weniger Energie, um auf sich aufmerksam zu machen. Die eigene Krankheit, Krise oder Lebenssituation nehmen deshalb gar nicht so viel Platz in den Gruppentreffen ein, wie viele Außenstehende das erwarten.
"Bei uns geht es um das pralle Leben und es wird viel und oft gelacht!", so beschreiben Menschen aus der Selbsthilfe ihre Erfahrungen. Neue Menschen kennenzulernen hilft dabei, die eigene Isolation zu durchbrechen und sich neu im Leben zu orientieren.
Was kann Selbsthilfe?
In Selbsthilfegruppen und -initiativen schließen sich Menschen zusammen, um Probleme selbst in die Hand zu nehmen und gemeinsam mit anderen nach Lösungen zu suchen.
Die neueste Studie zur Gesundheitsbezogenen Selbsthilfe in Deutschland (SHILD-Studie) belegt die positive Wirkung der Selbsthilfe auf Eigenverantwortung, Selbstfürsorge, Selbstsicherheit, Zuversicht und bessere Bewältigungsstrategien.
Das Projekt SHILD ist eine vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte multizentrische Studie zum Stand der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe in Deutschland. Die inzwischen abgeschlossene Studie wurde in insgesamt vier Modulen durchgeführt. Im Rahmen des 4. SHILD-Moduls wurde eine Broschüre mit den wichtigsten Ergebnissen des gesamten SHILD-Projektes erstellt.
Was kann Selbsthilfe nicht?
Selbsthilfegruppen können nicht ersetzen
- medizinische Behandlung
- therapeutische Unterstützung
- medizinische, sozialpädagogische oder sozialrechtliche Beratung
Selbsthilfegruppen ergänzen aber das Gesundheits- und Sozialsystem um die Perspektive der betroffenen Menschen: Die eigenen Erfahrungen und Lösungen können hilfreich für andere in der Gruppe sein.
Fachinformationen
Selbsthilfe ist für alle offen: Jede*r Einzelne hat die Möglichkeit, das richtige Angebot für sich zu finden und sich zu engagieren. Die Broschüre "Selbsthilfe im Paritätischen" informiert über Angebote und Themen der Selbsthilfe.
Wir sind Mitglied im Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit. Ziel des Netzwerks ist, die Zusammenarbeit von Gesundheitswesen und Selbsthilfe zu verbessern. Im Mittelpunkt stehen dabei die Bedürfnisse der Patient*innen.