Familienpolitik hat die Aufgabe, Familien in ihren vielfältigen Formen, in ihrer kulturellen und regionalen Unterschiedlichkeit und in ihren spezifischen Ressourcen zu stärken. Sie muss Zeit und Raum schaffen, damit Eltern und Kinder ihre individuellen Kompetenzen und Möglichkeiten in einer sich wandelnden, komplexen Gesellschaft auch tatsächlich realisieren und nutzen können.
Mit der Sicherstellung der materiellen Existenz durch Integration in den Arbeitsmarkt müssen Konzepte für den Aus- und Aufbau zielgruppenorientierter Infrastruktur einhergehen, die Familie als ein System begreifen, das in wechselseitigem Bezug zu seinen sozialräumlichen Umweltbedingungen steht. Eine verstärkte und enge Verzahnung der Bereiche Gesundheit, Soziales und Bildung ist notwendig und auf der Grundlage der UN-Kinderrechtskonvention und deren spezifischen nationalen gesetzlichen Ergänzungen umzusetzen. Maßnahmen müssen als Regelangebote langfristig mit Qualitätsstandards bei abgesicherter Finanzierung etabliert und für alle nach Bedarf verfügbar sein.
Das bedeutet
Infrastrukturelle Maßnahmen müssen darauf ausgerichtet sein, dass sie Eltern
- in der Bewältigung ihres Alltags zwischen Versorgung, Erziehung, Beruf und Freizeit entlasten, ihre Handlungsspielräume erweitern, Handlungskompetenzen fördern und Selbstwirksamkeit stärken,
- in der Wahrnehmung ihres Bildungs- und Erziehungsauftrages unterstützen und ihre elterliche Erziehungskompetenz stärken,
- echte Wahlfreiheit in ihren Entscheidungen geben, Männer und Frauen gleichermaßen und gleichberechtigt Zugang zu Familien- und Erwerbsarbeit ermöglichen
- im Erhalt einer gesunden Lebensführung und der selbständigen Lebensplanung unterstützen.
Infrastrukturelle Maßnahmen müssen ausdifferenziert und als komplexe, aufeinander bezogene und nachhaltige Strategien in der Sozialplanung angelegt sein, d.h.
- regional bzw. quartiersbezogen und passgenau zu den Lebenswelten und Lebensphasen und entsprechenden (Förder-) Bedürfnissen gestaltet,
- an zentrale Anlaufstellen und Regeleinrichtungen angebunden bzw. durch Kooperation und Wahrnehmung ihrer Lotsenfunktion vernetzt,
- niedrigschwellig zugänglich und/oder als offenes Angebot konzipiert,
- durch eine „Gehstruktur“ ergänzt,
- konzeptionell partizipativ, kultursensibel, inklusionsorientiert, wertschätzend und nicht stigmatisierend ausgerichtet und
- als armutspräventive Strategie konzipiert und ggf. als „Präventionsketten“ zeitlich und inhaltlich mit eng verzahnten Übergängen zu nutzen sein.
Diese Anforderungen gelten für alle familienunterstützenden Maßnahmen und Angebote, beginnend bei den Frühen Hilfen, in der Familienbildung und bei den spezifischen Beratungseinrichtungen. Darüber hinaus müssen:
- Frühe Hilfen sich an alle Familien in allen sozialen Milieus richten und sie in ihrem lebensphasenspezifischen Bedarf unterstützen. Die Koordinierenden Kinderschutzstellen müssen ihren Auftrag umsetzen und regional eine fachliche Kooperation in der Angebotslandschaft aufbauen, damit vernetzte Präventionsketten entstehen können.
- Familienbildungsstätten, Familienstützpunkte und Familien-/Mütter-/Väterzentren in die Lage versetzt werden, sich in ihrer Leistung an die sich verändernden Bedarfe der Familien, die Unterstützung suchen, anzupassen. Dies sind insbesondere ein intensives professionelles Clearing der Hilfebedarfe von Familien mit Multiproblemlagen, Erst-Beratung und Unterstützung zur Existenzsicherung, Erziehung und Gesundheit und die Übernahme von Lotsenfunktionen und Koordination von Hilfeleistungen. Dazu benötigen sie mehr qualifiziertes Fachpersonal.
- bürgerschaftlich Engagierte gestärkt werden: Der Einsatz angeleiteter bürgerschaftlich Engagierter in der Arbeit mit Familien (wie z. B. Familienpaten, wellcome, Eltern-Talk) verbessert die Qualität der Unterstützung von Familien. Dieses Angebot setzt am konkreten Alltag der Familien an, arbeitet auf Augenhöhe mit den Familien und kann sich auf Vertrauen und Offenheit stützen. Dieser Zugang muss als Ergänzung zu professionellen Diensten bei konkreter Abgrenzung der zu leistenden Aufgaben zwischen Haupt- und Ehrenamt weiter ausgebaut, koordiniert und von Fachpersonal begleitet werden – bei ausreichender Finanzierung.
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Starke Familien - Fundament und Zukunft unserer Gesellschaft
Familienpolitische Position des Paritätischen in Bayern