Familien brauchen wirtschaftliche Sicherheit. Damit sich Familien durch Erwerbsarbeit eine eigenständige wirtschaftliche Existenzgrundlage und damit auch eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben schaffen können, muss für Frauen und Männer mit Familien-, bzw. Sorgeaufgaben der vollständige Zugang zum Arbeitsmarkt weiter verbessert werden.
Das bedeutet insbesondere
- Es sind familienfreundliche Rahmenbedingungen auf gesellschaftspolitischer und betrieblicher Ebene herzustellen, die es beiden Eltern ermöglichen, Erwerbstätigkeit und Familienleben und Sorgearbeit entsprechend ihrer familiären Anforderungen und individuellen Vorstellungen gerecht teilen zu können.
- Die Schaffung von ausreichend sozialversicherungspflichtigen und existenzsichernden Arbeitsplätzen muss Vorrang haben. Daneben müssen umfassende Reformen vorgenommen werden, um geringfügige Beschäftigungsverhältnisse sozial besser abzusichern und prekäre Beschäftigung zu reduzieren.
Bundesweit befinden sich seit Jahren rund 7,5 Mio. Erwerbstätige (21 Prozent aller Erwerbstätigen) in atypischen Beschäftigungsverhältnissen. Davon betroffen sind auch Familien. Atypisch beschäftigt zu sein bedeutet: in geringfügiger Beschäftigung oder in Teilzeit unter 21 Wochenstunden, befristet oder in Leiharbeit zu arbeiten. Atypisch beschäftigt zu sein bedeutet auch: niedrige Löhne zu erhalten und eine geringe oder keine Absicherung in der Sozialversicherung zu haben. Diese Formen der Erwerbstätigkeit bedeuten oft auch eine prekäre Beschäftigung. Fast jeder fünfte atypisch Beschäftigte ist armutsgefährdet.
Niedrige Löhne und unsichere Beschäftigungsverhältnisse ermöglichen Familien, die von diesen Erwerbseinkommen leben müssen, keinen ausreichenden, existenzsichernden und verlässlichen Aufbau von persönlichen und finanziellen Ressourcen für die Zukunftsgestaltung aller Familienmitglieder. Auch deshalb nicht, weil alle daran geknüpften (künftigen) Leistungen wie Elterngeld, Arbeitslosengeld, Rente etc. ebenfalls gering sind.
Besonders problematisch ist die Situation für Alleinerziehende – zu 90 Prozent Frauen. Sie sind zwar in größerem Umfang erwerbstätig als andere – dennoch sind rund 42 Prozent der Alleinerziehenden in Bayern von Armut gefährdet. Ein Grund dafür ist, dass zwei Drittel der atypischen Beschäftigung von Frauen ausgeführt wird.
- Dienstleistungs-, Erziehungs- und Pflegeberufe, in denen überwiegend Frauen tätig sind, müssen angemessen entlohnt werden.
- Es ist grundsätzlich eine Arbeitsmarktpolitik erforderlich, die die Voraussetzungen dafür schafft, dass alle Menschen mit den unterschiedlichsten Ausgangslagen und persönlichen Lebensumständen eine existenzsichernde Erwerbstätigkeit aufnehmen können. Dazu ist auch eine konsequente Politik gegen Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt unabdingbar. So ist z.B. ein barrierefreier Zugang für Menschen mit Behinderung und die Integration von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte in den Arbeitsmarkt zu erreichen.
- Dem Zugang zu Qualifizierungsmaßnahmen wie Aus-/Fort- und Weiterbildungen im Verlauf der Berufsbiografie ist eine Schlüsselrolle einzuräumen, damit individuelle Potentiale lebenslaufbegleitend genutzt werden können. Die Angebote müssen in ihrer Organisation und Finanzierung den spezifischen Anforderungen der Familiensituation angepasst sein. Die lebenslaufbezogene Weiterqualifizierung gewinnt im Hinblick auf die grundlegenden Veränderungen der Arbeitswelt durch die fortschreitende Digitalisierung an erheblicher Bedeutung. Dies gilt insbesondere auch für die sozialen Dienstleistungsberufe.
- Eine gleiche Bezahlung von Frauen und Männern: Es ist politisch sicherzustellen, dass in allen Branchen der Gender Pay Gap zwischen der Bezahlung von Männern und Frauen abgeschafft wird und eine faktische Gleichstellung durch gleichen Lohn für gleiche Arbeit erreicht wird.
Die genannten Maßnahmen zur eigenständigen Existenzsicherung müssen gemeinsam von Politik und Unternehmen mit ausreichenden und passgenauen Infrastrukturmaßnahmen ergänzt werden, damit Erwerbsarbeit und Familienleben vereinbar sind.
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Starke Familien - Fundament und Zukunft unserer Gesellschaft
Familienpolitische Position des Paritätischen in Bayern