Über ihr Engagement beim Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund haben sich Carmen und Peter Nüßlein kennen und lieben gelernt. Die Bezirksgruppe Aschaffenburg mit ihren 400 Mitgliedern ist für beide zu einer großen Familie geworden.

Blindengeldanträge, Behindertenausweis, Arbeitsplatzgestaltung, Wiedersprüche gegenüber der Krankenkasse oder der Umgang mit Hilfsmitteln: Die Beratung von blinden und sehbehinderten Menschen und ihren Angehörigen in der Beratungsstelle „Blickpunkt Auge“ sage ihm am meisten zu, erzählt Peter Nüßlein. Es sei ein Geschenk, wenn die Menschen nach der Beratung glücklich sind und er helfen konnte. Die Beratung durch andere Betroffene sei einfach viel wert und durch nichts zu ersetzen. Peter Nüßlein ist selbst auf dem linken Auge so gut wie blind und hat auf dem rechten Auge noch 25 Prozent Sehvermögen. Um mobil zu sein, benutzt er einen E-Scooter Rollstuhl.

Ausflüge, Infoveranstaltungen und vor allem die geselligen Kaffeenachmittage, die sie organisiert, sind dagegen Carmen Nüßleins Metier. Miteinander Zeit verbringen, sich austauschen, neue Leute kennenlernen, zusammen singen - das alles sei wichtig, um nicht in ein Loch zu fallen oder den Kontakt zu anderen zu verlieren, sagt sie. In den Corona-Lockdowns, als die persönliche Begegnung nicht möglich war, hätten sie deshalb jeden Tag einfach ein paar andere Mitglieder angerufen.

„Durch den Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund haben wir mit anderen Augen sehen gelernt.“

Eine aktuelle Herausforderung sei, dass die Gruppen immer internationaler werden. In ihrer Gruppe sind Menschen mit Sehbehinderung aus Somalia, Eritrea oder Syrien, berichten Carmen und Peter Nüßlein. Die Stadt vermittelt zum Glück Dolmetscher*innen, weshalb der Austausch in der Gruppe trotzdem gut klappt.

Wie es ist, als blinder Mensch zu leben, das vermittelt das Ehepaar Nüßlein auch jungen Menschen bei Schulbesuchen. Die Bezirksgruppe besucht 60 Schulklassen pro Jahr. Auch in Ausbildungsgängen wie Sozialpflege und Ergotherapie bringen sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen ein. Hier werden Führtechniken erlernt und mit Hilfe von Simulationsbrillen und Augenbinden der Alltag von sehbehinderten Menschen nachempfunden. Für Carmen und Peter Nüßlein sind diese Besuche und Kurse immer ein Highlight, denn sie helfen dabei, Barrieren in den Köpfen von Menschen abzubauen.